
Von Robert Spät
Der Weddinger Leopoldplatz ist schon seit Jahren von Drogenkonsum geprägt. In letzter Zeit zeichnet sich allerdings ein Wechsel von Alkohol hin zu Heroin und Crack ab. Die ohnehin schon angespannte Sitation am Leo spitzt sich dadurch weiter zu. Der überdachte Sitzbereich, wo sich die Drogenszene trifft, befindet sich direkt neben einem Kinderspielplatz. Es liegen Spritzen auf dem Boden und immer öfter kommt es zwischen Konsument:innen und von Seiten der Polizei zu Gewalt.
Im Unterschied zu den Plänen von SPD und CDU, den Görlitzer Park einzuzäunen, wird hier zumindest immer wieder betont, dass eine Verschiebung des Problems nicht die Lösung sein kann. Trotzdem werden auch hier, wie so oft, mehr Repressionen gefordert. Eine erhöhte Polizeipräsenz vor Ort soll die Lage verbessern. Es ist ein Mythos, der sich wacker hält, dass die Polizei als Institution für mehr Sicherheit und Gerechtigkeit sorgen könnte.
Die Bürgerinitiative „Wir am Leo“ will neben mehr Polizei auch eine bessere Versorgung durch Sozialarbeitende. Obwohl diese Forderung natürlich zu begrüßen ist, sollte klar sein, dass auch soziale Arbeit nur Symptombekämpfung für die tiefgreifenden Probleme unserer Gesellschaft sein kann, die am Leo besonders sichtbar werden.
Zunächst führen die chronische Unterfinanzierung, der Personalmangel und die oft prekären Arbeitsbedingungen im sozialen Bereich dazu, dass Sozialarbeiter:innen die an sie gestellten Anforderungen gar nicht erfüllen können, denn wirklich bedürfnisorientierte Arbeit ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Und obwohl die Versorgung am Leo etwas verbessert wurde, beispielsweise durch ein Drogenkonsummobil, was inzwischen täglich vor Ort ist, wird im sozialen Bereich bekanntlicherweise ja kräftig gespart. Zuletzt hatte der Senat massive Kürzungen angeordnet, die zur Schließung von bis zu hundert sozialen Einrichtungen im Bezirk Mitte geführt hätten.
Dank vehementem Protest konnten diese zunächst abgewendet werden, gespart werden soll allerdings trotzdem. Im Angesicht dieser aggressiven Sparpolitik, die alles kürzt, was sich nicht für die Profitlogik des Marktes verwerten lässt, ist klar, dass es der herrschenden Politik nicht ernsthaft um eine Verbesserung der Lebensumstände der Weddinger Bevölkerung geht.
Doch selbst angemessen finanzierte soziale Arbeit kann die strukturellen Ursachen für die Probleme, die am Leo ganz besonders sichtbar werden, nicht an der Wurzel bekämpfen. Denn Sucht ist auch ein Symptom der zunehmenden Armut in der Gesellschaft, verursacht von der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und ihren Krisen. Während für Kriege und Aufrüstung Milliarden mobilisiert werden, steigen die Preise für das, was wir zum Leben brauchen; wohnen, essen, heizen. Dadurch werden immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt, wo sich soziale Probleme, wie eben auch Sucht, zuspitzen. Vielen fehlt aufgrund der zunehmenden gesellschaftlichen Vereinzelung auch jegliches soziales Netz, was sie in der Bewältigung ihrer Krisen unterstützen und auffangen könnte.
Die katastrophalen Zustände am Leo müssen daher auch als Ausdruck der Verelendung im Kapitalismus verstanden werden. Deswegen befürworten wir zwar die Forderung nach mehr sozialer Arbeit vor Ort, denn mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Sozialarbeiter*innen tragen einen wichtigen Teil dazu bei, die Situation zumindest etwas zu entschärfen. Darüber hinaus braucht es allerdings eine viel grundlegende Veränderung hin zu einer bedürfnisorientierten und gerechten Gesellschaft, in der nicht Konkurrenz und Vereinzelung, sondern Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung im Mittelpunkt stehen.
Wir vom Stadtteilkomitee Wedding wollen für eine solche Gesellschaft den Grundstein legen, indem wir bei uns im Kiez der Isolation und dem Elend mit nachbarschaftlicher Solidarität etwas entgegensetzen. Also kommt in die Rote Ella in der Buttmannstr. 1A , zum Beispiel immer freitags von 16 bis 19 Uhr zu unserem offenen Café, lernt eure Nachbar:innen kennen und organisiert euch im Stadtteilkomitee Wedding.







